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Actor Jürgen Holtz has been intensively dedicated to painting and drawing alongside his theatre productions since his youth. In this exhibition for his 85th birthday we will be showing a selection of his art works for the first time: recent drawings, sketches, and smaller compositions as well as caricatures and satiric works in which Jürgen Holtz presents his position in relation to history and current events. As a whole, they are exacting renderings that shake things up, both inspiring and silencing laughter. Jürgen Holtz, a clown hovering above water, never loses his sense of humour throughout this process. He tells jokes pictorially, sings and quotes songs, and creates directives with his strange and fantastical personnel, emphasising his playful approach. Additional works will also be shown, with an array of curious typeface figures in the style of Asian and Arabic Ideograms.  By their sheer numbers these puzzlingly poetic letters become a new and unknown font. Jürgen Holtz turns towards nature and atmospheric landscapes with his aquarelles. The large format works are concurrently portraits of his own invention. Heaven and Earth push against each other, tree and cloud become one, as they transform into an image of the artist himself.

DE

Jürgen Holtz – in dieser Ausstellung zu seinem 85. Geburtstag zeigen wir erstmals Teile seines bildnerischen Werks, in dem er sich seit seiner Jugend parallel zum Theaterschaffen intensiv dem Malen und Zeichnen widmet.

Bei seinen Zeichnungen mittleren Formats aus den Jahren 2015/16 handelt es sich um Karikaturen, Satiren, Positionen zur Geschichte und dem Zeitgeschehen. In ihnen verarbeitet Jürgen Holtz Albträume, die ihn in Vergangenheit und in Gegenwart einholen. In leuchtend-farbigen oder schwarz-weißen Szenerien, sorgfältig ausgearbeitet mit Tinte, Farb- oder Aquarellstiften, thematisiert er die nie endende Gewalt, die Vernichtung von Ressourcen oder die Verblendung der Zeitgenossen. Skurrile, surreale Kriegsmaschinen, Öltürme, „Turmmänner“ fahren auf, Ertrinkende und Versinkende schwenken Fahnen, über ihnen allerlei Flugobjekte  und eine hämisch grinsende Sonne, wie auf dem Blatt „Sonnenaufgang“. Darstellungen, oft mit pointierten Bemerkungen, die wachrütteln, zum Lachen anregen und zugleich dieses Lachen verstummen lassen. Hier knüpft Holtz an Traditionen von Callot und Goya an (Caprichos, Desastres de la Guerra). Kleinere Kompositionen widmen sich gesellschaftlichen Problemen oder grausigen Kinder- und Familienszenen, in denen Ästhetisches, Erotisches, ja der Wunsch zu töten ineinander spielen. Bei alldem vergisst Jürgen Holtz, Clown über den Wassern, nicht seinen Humor. Bildhaft erzählt er Witze, singt und zitiert Lieder, schafft serielle Anordnungen mit seltsamem, phantastischem Personal. Jüngste Skizzen von 2017 von großer Leichtigkeit und Einfachheit in der Linienführung unterstreichen diesen, seinen spielerischen Ansatz.

Bildteppichen gleichen die mit Wasserfarben oder Tinte ausgeführten, hieroglyphisch oder arabisch-asiatisch anmutenden Schriftfiguren aus dem Jahr 2002. Eine Art von Sprache in Ideogrammen, die den Künstler von jeher faszinierten. In ihrer Vielzahl ähneln sie rätselhaften poetischen Briefen in einer neuen unbekannten Schrift, gerichtet an Unbekannte. Die Formen und Figuren sind entweder streng geordnet oder gehen, wie in dem Bildnis des Hahns „Herzog Ohnefurcht“, in Arabesken auf.

Die Aquarelle von Jürgen Holtz sind Arbeiten, die an der spanischen Nordküste, in der portugiesischen Algarve, im äußersten Nordwesten Schottlands und im malerischen Kerry in Irland in den 90er Jahren entstanden sind. Holtz widmet sich in diesen Arbeiten der Natur und der Atmosphäre von Landschaften, in die der Mensch wenig oder gar nicht eingegriffen hat. Bei den Seestücken setzte er sich auch widrigen Umständen aus, malte bei hartem, schlechtem Wetter oder nachts, wie in „Die Nacht. Die Flut“.

Es sind weit mehr als bloße Abbildungen und Affirmationen. Holtz sucht im Aquarellieren den Widerstand, steigert den Gegenstand bis in die Abstraktion, wie in seinen zarten, präzisen Felsstudien. Andererseits sind die konkreten oder erfundenen Landschaften auch Porträts seiner eigenen Empfindungen. Himmel und Erde schieben sich ineinander, Baum und Gewölk werden eins, wandeln sich zum Porträt des Künstlers selbst.