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Hubertus Reichert has been continuously working on expanding the possibilities of color abstraction for years.
The exhibition shows 17 of his large‐format works that have been created in the last four years.
The colors in their materiality are the actual constituent object of Reichert’s painting. With and about them he composes color landscapes. Individual colors become his topic, with them color stories are created. He always turns to new discoveries with great interest. Sometimes a light to heavy violet, then again an earthy or yellowish green or greenish yellow, or a cobalt blue.

Towards the stars ‐ close to earth
Hubertus Reichert prefers white or yellowish primers, on which he puts a „sound“ of acrylic. Then he spreads the stretched canvas on the floor, brings it horizontally and applies oil, sometimes wax, to the stretched out image. Then he lets drip, flow, blot, splash, divides and distributes large streaks of colour on it. Colours are the actual constituent object of his painting. With them he composes landscapes, invents colour spaces and stories.
He uses colours to drive the process of image creation forward, opening up new frequency ranges responding to the diversity of forms of the universe. With blobs he creates galaxies. Spots look like open star clusters, embedded in gas or dust, in violet light and dark clouds. On the other hand, his paintings reveal again close to the earth: Traces, paths, connections between atolls, runways in mossy green. Microbiological things are opening up, burials, corridors and test drilling in different directions. In the creative process, the artist discovers forms that were previously unknown to him. A set structure of abstraction, in which the various elements of the picture unfold their own life.

Position of the colors among each other
Everything in Hubertus Reichert’s painting is a matter of colors among one another, in their references, their mutual appeal, adaptation or rejection, the tints that increase to an overall value. A picture „works“ for him when the colors go up in the whole picture, the picture has found its balance; when the colors and picture elements unfold their own life, have attained their determination in the required vagueness, „as if every place knew of everyone“ (R. M. Rilke).

DE

Hubertus Reichert arbeitet seit Jahren kontinuierlich an der Ausweitung der Möglichkeiten farblicher Abstraktion.
Die Ausstellung zeigt 20 seiner großformatigen Werke, die in den letzten vier Jahren entstanden sind. Die Farben in ihrer Materialität sind der eigentliche konstituierende Gegenstand von Reicherts Malerei. Mit und über sie komponiert er Farblandschaften. Einzelne Farben werden bei ihm zum Thema, mit ihnen entstehen Farbgeschichten. Mit großem Interesse wendet er sich immer wieder neuen Entdeckungen zu. Mal einem leichten bis schweren Violett, dann wieder einem erdigen oder gelblichen Grün bzw. grünlichem Gelb,
einem Kobaltblau.

Sternenfern ‐ Erdnah
Über den farbigen Bildaufbau treibt der Künstler die Bildfindung voran, erschließt solcherart Frequenzbereiche zwischen Erde und Himmel. Sein Bilderschaffen antwortet auf die Formenvielfalt des Universums und seiner galaktischen Dimensionen. Mit Klecksen, den Blobs, erschafft er Galaxien, Sprenkel muten an wie offene Sternenhaufen, eingebettet in Gas‐ oder Staubnebel, getönte Hell‐ und Dunkelwolken, interstellare Materie. Im Kontrast dazu offenbaren die Bilder dann wieder andere, erdnahe Aspekte: Spuren (Traces), Wege, Verbindungen zwischen Atollen, Landebahnen in moosigem Grün. Mikrobiologisches tut sich auf, Eingrabungen, Gänge und Versuchsbohrungen wie von Borkenkäfern im Brutbaum. Im Schaffensprozess erschließen sich dem Künstler Formen, ihm selbst vorher noch unbekannt.

Das ausgestreckte Bild
Hubertus Reichert bevorzugt helle, weiße oder gelbliche Gründe, auf die er einen „Sound“ von Acryl legt. Dann breitet er die abgespannte Leinwand auf dem Boden aus, bringt sie in die Horizontale und trägt Öl, manchmal auch Wachs auf das sich ausstreckende Bild auf, lässt tropfen, fließen, kleckst, spritzt, teilt und verteilt mit großen Farbstrichen. Nach der Unterbrechung zum Trocknen (auch das gehört zum Schaffenprozess) geht es weiter, bis im Ergebnis komplexe, ineinander verwobene Farbstrukturen stehen, ein gesetztes Gefüge, das eigenen Ordnungsprinzipien folgt.

Verkehr der Farben untereinander
Alles in der Malerei von Hubertus Reichert ist eine Angelegenheit der Farben untereinander, in ihren Bezügen, ihrer wechselseitigen Aufrufung, Anpassung oder Ablehnung, den Tönungen, die sich zu einem Gesamtwert steigern. Ein Bild „funktioniert“ für ihn, wenn die Farben im Bildganzen aufgehen, das Bild sein Gleichgewicht gefunden hat; wenn die Farben und Bildelemente ihr Eigenleben entfalten, ihre Bestimmung in der geforderten Unbestimmtheit erlangt haben, so „als wüsste jede Stelle von allen“ (R. M. Rilke).