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Marcello Mercado’s work is research as practice: the artist engages with a culture of experimentation and his work spans a wide range of media of equal importance. Analogue working methods form a vital part of the artist’s work, in addition to his use of data string processing, genetic materials and advanced technologies as media, which he engages with playfully as if he were playing a keyboard. He is a poetic artist; both a transformer and seismograph, he bridges gaps between digital and organic worlds.
Mercado’s canvases in oil, acrylic, and pigment move between the fictitious and the real, the figurative and the abstract. The artist dedicates himself to ethical and philosophical themes in his use of dark and illuminated areas of the image as displayed in his works ‚Schwarzes verwundete s Tier 1/2‘, ‚The Location‘ and ‚Schnee‘, where dominant dark purple and black, or pale blue tones and patches of colour in vibrant magenta open up new perspectives. Mercado works
against the light once again in his large scale painting ‚Heimatlicht‘, a work that serves as a memory of his Argentinean roots and resembles a wall spanning mural. Smaller format works such as „Erdkern I/II“ and „STZ3“ are precise reductions, whereas „BLR“, „GTRXD“, „Ur-Blau“ and „Postmoderne Distanzierungen I/II“ create contrast. They emerge as three dimensional objects with their employment of salt crystals, enamel and chalk.
Mercado’s strategy with his large format drawings is similar and yet somehow different. In these works he collaborates with small robots that he deliberately despatches across the paper. When steered remotely or via their own movements, they create fine layers, linear figures and a kinetic, electrified registrar that Mercado redraws and accentuates in a figurative manner, as demonstrated in his drawing depicting an amphibian, ‚Heinrich‘. With these works, the artist aims to discover and sketch all possible micro elements and details, to render the invisible visible, as illustrated in his
large format work ‚Mapping‘.
Mercado’s video works are the result of intensive periods of research in which he seeks to generate an objectified and audio-visual sense of time. In „Summa/Notationen“ he reduces musical interpretations of Mozart’s classic Don Giovanni to durations of one second each. In „Löschen/Delete“ Mercado has created his own alphabet as a poetic series of gestures using moving ideograms. In „Hybriding_Text“ he poses the question: „What do the great people, the key thinkers, leave behind?“ In this game of quality versus quantity Plato’s works encompass 375 KB in digital form; Confucius’s are 2 MB and those of the author Jorge Luis Borges are equal to 125 MB. Mercado describes his largest video work „Das Kapital“, which he worked on for ten years and spans 40 hours in its original version, as an ‚oratorium‘. The 15′ 58“ excerpt in the exhibition shows the net worth of excessive work in its permanently inefficient dissolution and
regeneration of new structures. It concerns image and energy production of amalgam landscapes with enormous network tentacles, foiled by the bodies of murdered human beings of the dictatorship in Argentina. Or, as media philosopher Siegfried Zielinski expressed it, „In his (Mercado’s) animations the images of the maltreated bodies of people and animals have dissolved, as if in an acid bath. They then suddenly reappear in certain sequences in their original form, like memories.“

 

 

DE

Marcello Mercado arbeitet auf verschiedenen medialen Feldern, die gleichberechtigt nebeneinander stehen. Zu seinem experimentell angelegten Werk gehören konventionelle Arbeitsweisen ebenso wie die Verarbeitung von Datenketten, genetischen Materialien und der Einsatz fortgeschrittener Technologien. Er ist ein poetischer Künstler, ein Transformator und Seismograph und schlägt damit Brücken zwischen der digitalen und analogen, organischen Welt.
Seine Leinwandarbeiten in Öl, Acryl und Pigment bewegen sich im Spannungsfeld von Fiktivem und Realem, Figürlichem und Abstraktem. Mit dunklen und aufhellenden Bildelementen wendet sich der Künstler ethischen und philosophischen Themen zu, wie in „Schwarzes verwundetes Tier 1/2“, „The Location“ und „Schnee“, Bildern, in denen entweder dunkles Lila und Schwarz vorherrschen oder helle Blautöne und Farbflecke in leuchtenden Magentatönen Ausblicke eröffnen. Auch in dem großen Bild „Heimatlicht“, das eine Reminiszenz an seine argentinische Herkunft darstellt und einer flächendeckenden Wandmalerei gleicht, arbeitet Mercado der Helligkeit entgegen. Die kleineren Formate wie „Erdkern I/II“, „STZ3“ sind präzise Reduktionen, während „BLR“, „GTRXD“, „Ur-Blau“ und „Postmoderne Distanzierungen I/II“ Kontrastreiches schaffen. Sie treten als dreidimensionale Objekte mit Salzkristallen, Lack oder Kreide hervor.
Anders und doch ähnlich ist die Strategie Mercados in seinen großformatigen Zeichnungen. Hier kollaboriert er mit kleinen Robotern, die er mit Bleistift versehen über das Papier schickt. Gesteuert oder in Eigenbewegung erzeugen sie feine Ebenen, lineare Figuren und eine kinetische, elektrisierende Registratur, die Mercado wie im Bild mit dem Lurch „Heinrich“ figürlich übermalt und akzentuiert. Mercado geht es bei diesen Arbeiten darum, alle Details und Mikroelemente zu entdecken und aufzuzeichnen; sichtbar zu machen, was eigentlich nicht sichtbar ist, wie auch sein großformatiges Bild „Mapping“ verdeutlicht.
Die Videoarbeiten des Künstlers sind Ergebnisse seiner intensiven Forschung, in der er eine objektivierte und audiovisuelle Zeit zu generieren versucht. In „Summa/Notationen“ reduziert er musikalische Kompositionen der Klassik, wie „Don Giovanni“ von Mozart, auf jeweils eine Sekunde.
In „Löschen/Delete“ demonstriert Mercado zu beweglichen Ideogrammen ein eigenes Alphabet als poetische Lautsprache. In „Hybriding_Text“ wirft er die Frage auf „Was hinterlassen die großen Menschen, die Geistesgrößen?“. In diesem Spiel um Qualität und Quantität umfasst das Werk Platos digital 375 KB, das des Konfuzius 2 MB, das des Schriftstellers Jorge Luis Borges 125 MB.
Mercados großes Video-Werk „Das Kapital“, an dem er zehn Jahre arbeitete und das im Original 40 Stunden umfasst, nennt er ein „Oratorium“. Der Loop von 15′ 58“ zeigt das Kapital bei der Arbeit der permanenten, ineffizienten Auflösung und Neubildung von Strukturen. Es handelt sich um eine Bild- und Energieproduktion von Amalgam-Landschaften mit riesigen Netz-Tentakeln, konterkariert mit den Körpern ermordeter Menschen. Oder, wie es der Medienwissenschaftler Siegfried Zielinski formuliert: „In seinen (Mercados) Animationen haben sich die Bilder der geschundene Körper von Menschen und Tieren wie in einem Säurebad aufgelöst. In bestimmten Sequenzen erscheinen sie dann plötzlich wieder in ihrer ursprünglichen Gestalt, wie Erinnerungen“.